the european biennial of contemporary art
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künstler

Auditory Epode

Curated by Tobi Maier

Manifattura Tabacchi

ROVERETO

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Im frühen 20. Jahrhundert war Rovereto eine kleine Stadt am Rande des Habsburgischen Reichs und das Zuhause des futuristischen Künstlers Fortunato Depero. Zur selben Zeit hielt Luigi Russolo seine Ideen zur futuristischen Ästhetik in L’_arte dei rumori (Die Kunst der Geräusche)_ fest und trat in seinen Kompositionen für die Verwendung der Geräusche des Körpers, der Natur und der industriellen Modernisierung ein. Auditory Epode findet in den postindustriellen Ruinen Roveretos statt. Die Klangarbeiten der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler sind von Russolos Forderungen inspiriert. Wie Lyrik in Reimform bezieht sich jede Arbeit akustisch auf die ökologischen und soziologischen Themen der Gegenwart. Das Projekt wird von einer Radioübertragung begleitet.
The next ENTERpriseAudiolounge, 2002
Die Herausforderung des Beliebigen und Unvorhersehbaren ist tnEs Strategie, funktionale räumliche Aufgaben für die Architektur zu formulieren. Ihr Design ist weniger eine Ansammlung von Formen, Funktionen oder Ideen, sondern eher eine fließende Praxis, die sich stets direkt auf den Körper der Betrachterinnen und Betrachter bezieht. Audiolounge (2002) ist eine mobile Architektur und Skulptur, die fünf MP3-Spieler mit elf Lautsprechern verbindet. Russolo sagte einst in seinem Manifest, „_die Vielfalt der Geräusche ist unendlich_ “ –_ Audiolounge_ stellt eine Auswahl aus der Geschichte der Geräusche vor:
Florian HeckerSpazio Jens Blauert, 2008
Die elektroakustische Arbeit Florian Heckers berührt zugleich Bereiche des Klangs, der Komposition, der Architektur und der räumlichen Wahrnehmung. Ihr Titel bezieht sich auf den Akustiker Jens Blauert (*1938) und seine Entdeckung der richtungsbestimmenden Bänder, die es ermöglichen, räumliche Informationen von Klangobjekten zu erhalten. In Spazio Jens Blauert werden Geräusche von Mikrofonen im ersten Raum aufgenommen und dann gemäß den Angaben Blauerts gefiltert. Diese Geräusche werden anschließend in das 8-Kanal-Lautsprechersystem des zweiten Raums zurückgespielt, was eine leicht veränderte Wahrnehmung und Hörsituation kreiert, beherrscht von auditiver, räumlicher Umkehrung. Zu unangekündigten Zeiten wird diese umgekehrte Hörsituation von einer eingespielten elektroakustischen Komposition unterbrochen.
Chris WatsonCima verde, 2008
Watson verwendet hoch wissenschaftliche und technische Geräte, um die Geräusche der Natur einzufangen. Klarheit, Tiefe und Stille sind die Schlüsselelemente, mit denen er dem Sinn eines Ortes auf den Grund gehen möchte. Dafür lotet er seine natürlichen Geräuschquellen aus. Cima Verde besteht aus Feldaufnahmen, die er während eines einer Residency im Frühjahr 2008 beim Zentrum für Alpine Ökologie (CEALP), das auf einer Höhe von 1500 Metern auf dem Monte Bondone nahe Trient liegt, angefertigt hat. Watsons Aufnahmen vermitteln einen Eindruck vom Leben in der Übergangsphase zwischen Winter und Frühling in räumlich-zeitlicher Verdichtung. Die Geräuschsammlungen bewegen sich zwischen realer Dokumentation und hypnotisierenden akustischen tableaux vivants .
Anna OstoyaSaturday Afternoon, 1st of December, Leeds, 2007
Theoretische Schriften und literarische Texte sind die Inspiration für Anna Ostoyas künstlerische Praxis, die sich aus einem Interesse an idealistischen und engagierten Positionen von Individuen speist. Saturday Afternoon, 1st of December, Leeds beginnt mit einer Aufnahme des polnischen Soziologen Zygmunt Bauman, der das Kapitel Leonia aus Italo Calvinos Roman Die unsichtbaren Städte (1972) liest. Bauman hat Leonia zuvor als Metapher für die postmoderne Verbrauchergesellschaft etabliert, die durch Ambivalenz und ein zunehmendes Gefühl der Unsicherheit gekennzeichnet ist. Die Kulisse besteht aus einem zeitlosen Interieur mit möbelartigen Skulpturen und einer Zusammenstellung von Gemälden, die auf die Bildwelten der Medien rekurriert. Die Aufnahme, die auch als Hörspiel funktioniert, wird auf einem abgetakelten Ghettoblaster gespielt, den die Besucherinnen und Besucher ein- und ausschalten.
Zafos Xagoraris Distant sounds, 2008
Distant sounds besteht aus einer Gruppe von an der Wand fixierten Lautsprechern und aus Liegestühlen. Die Lautsprecher übertragen Feldaufnahmen aus Rio Branco, (der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Acre in Amazonien), Achna (einem verlassenen Dorf auf der Grünen Linie Zyperns) und Ushuaia (in Feuerland/Patagonien) – abgelegene Orte, die der Künstler in den vergangenen Jahren besucht hat. Die markanten Geräusche dieser Orte breiten sich aus und treffen im Garten der ehemaligen Peterlini-Fabrik aufeinander. Für Xagoraris ist die Idee, die verschiedenen Aufnahmen zu vereinen, ein Versuch, in der Fabrik einen neuen Raum zu erschaffen, der so groß ist wie der Raum um die Lautsprecher herum, aber auch so groß, wie die Besucherinnen und Besucher ihn sich vorstellen können.


Location

ROVERETO

ADAM BUDAK: "PRINCIPLE HOPE"

EX PETERLINI, SAVIOLISTRASSE 20 UND MANIFATTURA TABACCHI, P.ZZA MANIFATTURA 1-STAZIONE FERROVIARIA, PIAZZALE ORSI, I-38068 ROVERETO, ITALIEN

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